Doch das gefiel nun vielen unserer Winzer gar nicht mehr: «Für die Kellermaus hatten wir noch Verständnis, für die Waldtiere schon weniger, aber für exotische Tiere erst recht nicht. Exotische Tiere, um für ein Schweizer Produkt zu werben, geht für uns gar nicht!», meinte einer. Ein anderer doppelte nach: «Die Zeichnung mit den beiden alten Tieren war diesmal nicht sehr gelungen. Unser Zielpublikum sind nicht unbedingt ältere, dickliche Herren, bei denen man das Gefühl hat, sie würden zu tief ins Glas schauen.»
Und ein dritter Winzer fragte ziemlich resigniert: «Haltet ihr an dem Künstler fest? … Exotische Kellertiere für einheimischen Wein … schwieriger Link! Kitsch? Diese Art von Werbung wird je länger, je weniger unserer seriösen und guten Arbeit gerecht. Schade, wirklich, denn schliesslich war vor drei Jahren mit dem Krokodil angeblich Schluss damit. Es wäre aus meiner Sicht eine Umfrage angebracht: Wer will diese Art von Werbung weiterhin wirklich (noch)?»
Keine Angst, meine Herren Winzer, nach zehn Jahren beenden wir das grausame Spiel und verjagen die unerwünschten Tiere aus Ihren Kellern. Nashorn und Nilpferd bringen wir in den Zoo, und wenn sie dort auch keiner will, setzen wir sie halt einfach in Ausschaffungshaft. DachsFuchs haben schon vor Längerem das Weite gesucht, weil ihnen die Nähe der Menschen nicht ganz geheuer ist. Bleiben nur noch unsere Publikumslieblinge KrähHundKatzMaus, die (fast) ganz normale Haustiere sind.
Und hier bitten wir Sie, liebe Winzer, dieses Jahr noch um ein klein wenig Toleranz: Mieze Katz und Hündchen Prinz haben nämlich etwas zu feiern, und das würden sie gerne in Ihrem Weinkeller oder Rebberg tun. Sie wissen nicht, wovon die Rede ist? Aber das hat doch der «Ami du Vin» in seiner Ausgabe 1/18 längst ausgeplaudert: «Mieze und der Prinz haben scheinbar einen Entschluss gefasst. Sorgsam degustiert er den Wein, den ihm die Mäuse und Sommelier Krähe präsentieren. Ernst blickt uns Mieze an. Ob wohl ein Fest ausgerichtet werden soll? Etwa gar die Hochzeit mit dem Prinzen? Das wäre schon fast märchenhaft?...»
Und wenn das Fest vorbei ist, die Weingläser ausgetrunken, die Teller leer gegessen und die Festbänke weggeräumt sind, wie geht dann unsere Geschichte weiter? Nun, HundKatz haben die Schnauze voll vom Kellerleben und quartieren sich in der Stube des Winzers ein, wo das Leben viel komfortabler ist. Die Krähe fliegt auf das Dach des Hauses zurück und erzählt ihren Genossinnen von all den köstlichen Weinen, die sie probiert hat. Einzig unsere Mäuse haben sich wieder im Weinkeller versteckt, obwohl sie doch dort eigentlich nichts zu suchen hätten?…
«Mein Märchen ist aus, dort läuft eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine grosse grosse Pelzkappe daraus machen.» (Brüder Grimm)
Andreas Keller